Stoßgebet eines Firefighters

Rolf Röhm, Februar 2001

„Betet, dass der Wind nicht dreht“ – das ist ein Satz aus dem Buch „Einmal Hölle und zurück“. Diesen Satz spricht Red, der Feuerteufel, wie er von seinen Kumpels genannt wird. Kein brennendes Bohrloch war ihm bisher zu gefährlich und zu schwierig gewesen.
Aber was ihm jetzt bevorstand, war der Weg durch die Hölle. Als er aufgeben wollte, weil der Brand trotz mehrerer Versuche nicht zu löschen war, hatte ihm die Olgesellschaft zusätzlich 100 000 Dollar geboten.100 000 Dollar- eine ganze Menge Geld und Anreiz genug für ihn, es doch noch einmal zu versuchen. Mit dem Bulldozer wollte er eine Tonne Dynamit an das Bohrloch bringen um die Flammen auszupusten.
Technisch wäre das alles machbar – wenn nur der wechselnde Wind nicht gewesen wäre, blitzschnell drehte dieser und die Flammen schlugen 30-40 Meter in die andere Richtung.Genau das machte das Unternehmen so gefährlich, so lebensgefährlich – aber da waren die 100 000 Dollar.
Betet dass der Wind nicht dreht …. das waren seine letzten Worte – bevor Red den Bulldozer startete.

Beten – so tönt es uns vielfach entgegen das ist doch nichts für starke Männer.
Beten das haben coole Typen nicht nötig.
Beten ist doch kein Thema für aufgeschlossene und aufgeklärte Menschen im 21 Jahrhundert! Und doch – da gibt es Situationen im Leben, da ist alles ganz anders.Da gibt es Situationen, in denen auch die coolsten Typen ein leises Stoßgebet nach oben schicken – öffentlich zugeben wird es natürlich keiner.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch du schon gebetet hast.

Red der Feuerteufel hatte allen Grund seine Kumpels zu bitten, für ihn zu beten – immerhin ging es für ihn um 100 000 Dollar und das ist eine Menge Geld.

Wofür darf ich beten?

Kann man so mit Gott handeln?
Kann, darf man für 100 000 Dollar beten?
Darf man für eine „1“ in der Klausur beten, für das Bestehen der Prüfung?
Darf man für Genesung von einer unheilbaren Krankheit beten????……..

Beten – reden mit Gott ist bei vielen Menschen, vielleicht auch bei dir, mit mehreren Fragezeichen versehen.

Aber auf diese Fragen kannst du durch eine Erzählung Jesu Antwort bekommen:

Lukasevangelium Kapitel 18,9-14 in der Hoffnung für alle – Übersetzung:

9 Mit einem Gleichnis wollte Jesus die Leute treffen, die sich gerecht vorkamen und hochmütig auf andere herabsahen:
10 ´Zwei Männer, ein Pharisäer und ein Zolleinnehmer, gingen in den Tempel, um zu beten.
11 Selbstsicher stand der Pharisäer dort und betete: ‚Ich danke dir, Gott, daß ich nicht so bin wie andere Leute.
Ich bin kein Räuber, kein Gottloser, kein Ehebrecher und schon gar nicht wie dieser Zolleinnehmer da hinten.
12 Ich faste zweimal in der Woche, und von allen meinen Einkünften gebe ich den zehnten Teil für Gott.‘
13 Aber der Zolleinnehmer blieb verlegen am Eingang stehen und wagte kaum aufzusehen. Schuldbewußt betete er:
‚Gott! Vergib mir, ich weiß, daß ich ein Sünder bin!‘
14 Ihr könnt sicher sein, dieser Mann ging von seiner Schuld befreit nach Hause, nicht aber der Pharisäer.
Denn der Stolze wird gedemütigt, und der Demütige wird erhöht werden.

Wie betet man richtig?

Da kommen, so erzählt Jesus, zwei Männer in den Tempel (vergleichbar mit der Kirche). Beide haben sich vorgenommen, heute mit Gott zu reden. Einer weil er es aus Gewohnheit schon immer tat und der andere weil er in seinem Leben große Probleme hatte. Nöte und Probleme, das können eine Prüfung, eine Klassenarbeit sein,eine aufgedeckte Lüge, ein enttarnter Diebstahl, Geldnöte, ein Unfall, oder Krankheitsnot, die Berufs oder Partnerwahl, …

Auch heute gibt es viele Gründe, warum Menschen anfangen zu beten.Oft sind es Menschen, die sonst nichts von Religion und Gott halten – die jedoch in bestimmten Situationen ganz spontan und plötzlich meinen: „Jetzt hilft nur noch beten“.
Die dann meinen, jetzt in Ihrer Notlage müsste Gott auf ihr Beten hören – und zwar sofort.

Ganz direkt gefragt, wann hast du gebetet?

Die beide Männer sprechen jedenfalls in der Kirche ganz unterschiedliche Gebete.
Heute könnte es sich so anhören:“Ich danke dir, dass ich nicht bin wie Klaus, Frank oder Anne, die ihre Eltern anlügen und ihr Taschengeld im Supermarkt durch kleine Diebstähle aufbessern. Ich gehöre nicht zu denen, die Raubkopien im PC verwenden.Oder – Ich bin nicht wie Markus oder Corinna, die ihre Steuererklärung nur scheinbar richtig ausfüllen, die den Kollegen im Geschäft mobben. Ich bin meinem Ehepartner treu und tue recht und scheue niemanden“.

„Gott, was bin ich doch für ein guter Mensch, keiner kann mir etwas nachsagen. Ich bin gewissenhaft, ehrlich, zuverlässig und gehe darüber hinaus jeden Sonntag in den Gottesdienst. Ich fluche und lüge nicht – ab und zu gebe ich auch ein Opfer von meinem Geld. Gott, eigentlich kannst du mit mir zufrieden sein“. Oder?

Und der andere Beter spricht nur einen Satz. Er sagt: “ Lieber Gott ich weiß, ich bin ein schlechter Kerl – hilf mir, dass es besser und anders wird in meinem Leben, Amen“.

Unterschiedlicher könnten die Worte der zwei Menschen beim Beten nicht sein.

Beten ist mehr, als fromme Worte sprechen.

Doch es geht hier nicht nur um die Worte, denn Beten ist mehr als Worte oder Gedanken an ein höheres Wesen zu senden.

Beim Beten geht es zuallererst um die Grundeinstellung. Die Grundeinstellung meines Denkens, meines Herzens.

Jesus möchte folgendes herausstellen:

1.) Gott erlaubt, dass wir mit Ihm reden, Ihm unsere Not oder Freude sagen.
2.) ER will teilhaben an unserem – an deinem Leben.
3.) Aber er möchte keine Heuchler und Lügner, die versuchen mit tollen Worten ihre Misere, ihr Versagen oder ihre Schuld zuzudecken.

Gebetstipps

„Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“, so sagt es der Volksmund. Genau das beherzigte der Zöllner – er Verachtete, der Gottlose?
„Gott sei mir Sünder gnädig“.
Das ist der Schrei, den Gott immer hört – ich bin am Ende – hilf mir heraus. Ich bekenne dir alle meine Sünden. Dieser Satz, dieses Wort wird gehört, dieses ehrlich gesprochene Wort macht frei.

Wer meint vor Gott eine Maske aufsetzen zu können, der wird ent-tarnt . Der Zöllner erfuhr Vergebung – er ging mit guten Gewissen zurück in sein Haus. Beim Pharisäer hat sich nichts geändert:

Vers 14: Ihr könnt sicher sein, dieser Mann ging von seiner Schuld befreit nach Hause, nicht aber der Pharisäer. Denn der Stolze wird gedemütigt und der Demütige wird erhöht werden.

Es geht also um die Herzenseinstellung beim Beten.
Gott ist nicht der Notnagel, der Selbsbedienungsautomat – oben Gebet rein, unten kommt die Hilfe heraus!
Denn Gott nimmt dein Reden, dein Beten ernst – aber er möchte auch ernstgenommen werden.

Wie bete ich richtig?
Das ist heute eine zentrale Frage und Jesus möchte einige Hilfen geben:

Matt. 6,5:

5 Betet nicht wie die Heuchler! Sie bleiben gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen, um zu beten. Jeder soll es sehen. Ich sage euch: Sie haben von Gott nichts zu erwarten.

1) Sei ehrlich in deinem Herzen
2) Das Gebet ist nichts zum Angeben, um zu zeigen wie fromm man ist
3) Gebet ist zuallererst ein Zwiegespräch mit Gott
4) Das Gebet darf aber auch öffentlich sein – denn es ist auch ein Bekenntnis –
z. B. Tischgebet, Gebetsgemeinschaft.

Hilfreich kann auch ein stiller Gebetsort sein. Stille bringt – Ruhe. Ich kann hören und persönlich und intime Dinge aussprechen, die nur meinen Herrn und mich etwas angehen.

Reden – hören – warten

Beten ist Reden und Hören – wir dürfen Gott immer wieder unser Herz ausschütten – und das tut gut.
Was uns heute Psychologen und Analytiker sagen, dass das Aussprechen und Reden hilfreich für seelische Nöte ist, dass sogar Störungen der Psyche damit aufgedeckt und Abhilfe geschaffen wird, weiß unser Schöpfer schon lange.

Im Gebet, der Stille, will Gott aber auch mit mir reden – will auf Fragen und Zweifel Antwort geben.
Selbst viele Christen klagen: „Ich weiß nicht welchen Weg ich gehen soll in Beruf, Freundschaft, Schule“ usw. – klagen im Gebet schnell und viel – und warten nie auf eine Antwort. Keinem unter uns fiele ein, wegen einer Krankheit den Arzt aufzusuchen, ihm die Beschwerden zu nennen und, ehe er eine Diagnose stellen kann, schon wieder den Raum zu verlassen. Nein, da nimmt man sich Zeit und wartet auf die Diagnose und bei Bedarf auf das Rezept und die Medizin.

„Gebet heißt hören und warten“.

Hilfe zum rechten Beten

Drei Dinge sollte das Gebet enthalten:

1) Lob und Dank an Gott (Psalmen)(Liedverse)
2) Bitte – das fällt uns leichter – bitte um…..
3) Fürbitte – das Gebet für andere-

Darf man um 100 000 Dollar beten?
Darf man um eine „1“ im Zeugnis bitten?
Darf man um Gesundheit beten?

Ja, man darf. Wenn man die rechte Herzensstellung dazu hat. Wenn es einem nicht nur um den problematischen Augenblick geht. Wenn man Gott nicht nur als Lückenbüßer oder als Automat benutzt.

Persönliche Erfahrungen

Eines habe ich gelernt in meiner Zeit als Glaubender. Jesus hört alle ernstlichen Gebete – aber er „erhört“ und befriedigt nicht alle Wünsche sofort – manche aber auch überhaupt nicht.
Ich habe keinen „Rechtsanspruch“ darauf, ob und wie er hilft – ich kann ihn nicht zwingen – nur bitten.
Er weiß, was gut und nützlich ist für mein Leben – ob das nun die 100 000 Dollar oder die eins im Zeugnis sind.

Bete doch jetzt einmal ganz bewusst das „Vater unser“, so wie es Jesus gelehrt hat.

Matt. 6,9-13 Vater unser

9 Darum sollt ihr also beten: Unser Vater in dem Himmel! Dein Name werde geheiligt.
10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.
11Unser täglich Brot gib uns heute.
12Und vergib uns unsere Schuld, wie wir unseren Schuldigern vergeben.
13Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist das Reich und die Kraft und dieHerrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Ja – „Beten ist mehr, als große Worte machen“
Bei Gott zählt die Grund- und Herzenseinstellung.

Merkvers zum Auswendig lernen : Psalm 50,15

„Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen“.

Rolf Röhm
E-Mail: [rroehm@web.de]

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