Unglaublich, dass ich jetzt schon seit fast 6 Monaten hier, in Costa Rica, bin. Inzwischen hat man sich an die, gelegentlich brennenden, Müllhaufen gewöhnt, die Straßenhunde machen einem kaum noch Angst und der permanente Chlor Geruch fällt fast gar nicht mehr auf. Wo es sich am Anfang noch unwirklich angefühlt hat, hier zu sein, fühlt es sich inzwischen eher unwirklich an, dass ich in Fünf Monaten wieder zurück zu meinem Leben in Sulz „muss“.
Mein Alltag hier in Costa Rica ist recht einfach zu beschreiben: Von Montag bis Freitag arbeite ich von 8:00 Uhr morgens bis 17:00 Uhr in der ACJ, im „Centro Infantil Ana Frank“ (CIAF) natürlich mit Pausen. Das CIAF ist eine Kindertagesstätte, die Kinder im Alter von 3 Monaten bis zu 12 Jahren von 6:00 Uhr bis 18:00 Uhr betreut. Fast alle Kinder haben ein „Beca“, also ein Stipendium, und müssen nichts für den Betreuungsplatz zahlen, was sie meistens auch gar nicht könnten. Nachdem wir Volontäre die ersten drei Monate jeweils einen Monat in jeder der drei Gruppen (Babys, Kindergartenkinder und Schulkinder) mitgeholfen haben, bin ich seit Neujahr für die restliche Zeit fest bei den „Preescolares“, also den Kindergartenkinder. Trotzdem können wir weiterhin Aktionen mit den anderen Gruppen machen, so haben Lara und ich zum Beispiel vor ein paar Wochen angefangen, eine Art „Mädchenjungschar“ mit den „Escolares“, den Schulkindern, ins Leben zu rufen. Unser erstes Thema war das Lied „Vergiss es nie“ mit der Botschaft „Du bist ein Gedanke Gottes!“. Es ist schon eine ziemliche Herausforderung für uns, ohne das gewohnte Jungschar Material plötzlich eine Gruppenstunde auf die Beine zu stellen, vor allem mit Mädchen, die stillsitzen und zuhören außerhalb der Schule (Wenn sie denn mal gehen) nicht gewohnt sind. Umso überraschter war ich, wie sehr es den Mädchen gefallen hat und wie viele Fragen sie hatten.
Was mich aber vor allem an der Arbeit in der ACJ begeistert ist, dass es wirklich ein Projekt des Herzens ist. Nicht nur, dass der CVJM Pfalz hinter dem Projekt steht und es mit ermöglicht, sondern auch, dass fast alle Angestellten genau wissen, dass sie längst in einer anderen Stelle sein könnten, bei der man deutlich mehr verdienen würde. Unsere Sekretärin hat mir letztens gesagt, sie bliebe, weil „die ACJ wie ihre Familie ist“.
Ansonsten fühle ich mich auch in meiner 6-Köpfigen Gastfamilie sehr wohl, auch wenn mein Zimmer hier wirklich winzig ist. Ich bin mit ein bisschen Abstand die Jüngste der Familie Logan und wurde deshalb liebevoll mit dem Titel „Bebé Logan“ versehen.
Es hat seine Zeit gebraucht, aber Costa Rica hat mich letzten Endes doch in seinen Bann gezogen. Mich fasziniert dieses wunderschöne, kleine Land mit seinen vielen Gegensätzen und Überraschungen.
Ganz liebe Grüße und que dios les acompañe
Eure Leonie