Archäologie live mit Peter van der Veen

Für alle, die nicht dabei waren oder sich das Gehörte nocheinmal ins Gedächtnis rufen wollen:

Timos Artikel für den Schwabo:

Geschichte und Geschichten nähern sich an – Archäologe Peter van der Veen referiert in Sulz über historische Verlässlichkeit der Bibel

»Kann man der Bibel überhaupt glauben?« – Diese Frage stand über dem gemeinsamen Bibelabend der Kirchengemeinde Sulz am Eck, des CVJM und der Süddeutschen Gemeinschaft. Zu Gast war der Archäologe Dr. Peter van der Veen aus Schorndorf, Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen.

In seinem Vortrag berichtete er eingangs vom Gesinnungswandel der Altertumsforscher: Während die Ausgräber noch vor 50 Jahren davon ausgingen, dass man der Bibel in historischer Hinsicht vertrauen könne, nimmt die Archäologie heute zunächst einmal die Unzuverlässigkeit der Bibel an – außer die Wissenschaft fördere Beweise für deren Wahrheit zutage. Dies komme aber nach heutiger Ansicht selten vor und so verwundere es nicht, dass renommierte Forscher die Geschichten vom Auszug aus Ägypten, von der Einnahme Kanaans und auch vom sprichwörtlichem Reichtum des Königs Salomo als fromme Legenden abtun. Auch Beiträge in den Medien stellten regelmäßig wichtige Geschichten der Bibel in Frage.

Am Beispiel der Eroberung Jerichos ging van der Veen ausführlich auf die Problematik ein: Funde vom Beginn des 20. Jahrhunderts haben die Vermutung nahegelegt, dass Jericho um 1200 v. Chr. zerstört wurde und bis heute ist dieser Zeitpunkt das geläufige Datum für die Eroberung durch die Israeliten. Und das, wie Peter van der Veen erläuterte, obwohl die Bibel selbst eine Zeit um 1400 v. Chr. errechnen lässt. Da nach heutigem Erkenntnisstand die Zerstörungsspuren in Jericho und weiteren Städten des Alten Israel allerdings doch nicht harmonisch zum biblischen Bericht passen, nehmen viele an, die Bibel idealisiere und übertreibe in ihren Erzählungen.

Wie van der Veen weiter ausführte, gibt es aber Spuren aus der Zeit um 1600 v. Chr., die zur Beschreibung des Alten Testaments sehr genau passen. Und eventuelle Fehler in der Datierung jener weit zurückliegenden Periode könnten auch die scheinbare zeitliche Differenz der Ereignisse überbrücken. Speziell die ägyptische Chronologie enthalte wahrscheinlich Ungereimtheiten von bis zu 200 Jahren. Der Archäologe, der mit einigen weiteren Kollegen an diesem Problem forscht, gibt zu, dass es noch keine endgültige Lösung gebe, jedoch berechtigte Hoffnung in die geschichtliche Zuverlässigkeit der Bibel.

In der Zeit von David und Salomo (1000 – 900 v. Chr.) würde eine Korrektur der herkömmlichen Chronologie ebenfalls zu einer weiteren Bestätigung der Heiligen Schrift durch Ausgrabungen in Israel führen. Van der Veen berichtete von Funden ägyptischen Ursprungs in Jerusalem, die auf König Salomos Frau zurückzuführen sein könnten. Auch Fundamente von Davids Palast wären demnach unweit des Tempelbergs freigelegt worden.

Zum Abschluss seines Referats zeigte der Wissenschaftler noch Bilder einiger Tonsiegel, die die Namen von Personen enthalten, welche auch in der Bibel erwähnt sind, unter anderem eines Vorfahren des Propheten Zephania.

Im Anschluss konnten die 120 Besucher des Bibelabends noch eine kleine archäologische Sammlung bewundern, die Peter van der Veen mitgebracht hatte.

Bibelabend in Sulz: Archäologe Peter van der Veen zeigt historische Hintergründe vieler Texte – Schlichtes Vertrauen in Heilige Schrift ist nötig
VON MICHAEL ZIEGLER

Können wir der Bibel wirklich glauben? Gab es früher Israeliten, die aus Ägypten ausziehen konnten? Und inwieweit stimmt die zeitliche Einordnung der einzelnen Geschichten? Mit diesen und anderen Fragen setzt sich der Archäologe Peter van der Veen seit vielen Jahren auseinander. Nun war der Holländer im Sulzer Gemeindehaus zu Gast, um einen Teil seiner Forschungsarbeit vorzustellen.

Zustande gekommen war der Kontakt zu dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Studiengemeinschaft »Wort und Wissen« über den stellvertretenden Vorsitzenden des CVJM, Timo Roller, der für sein kürzlich veröffentlichtes Buch »Bible Earth« (der »Gäubote« berichtete) häufig mit van der Veen zusammengearbeitet hatte. Der betont gleich zu Beginn seines Vortrages, dass es wichtig sei, zu dem, was einmal war, keine Distanz aufzubauen. »Auch wenn viele denken, die Archäologie sei eine staubige Sache, sollen sie den Bezug zu ihren Vorfahren doch über ein ihnen vertrautes Medium wie der Bibel herstellen.«

Zwischen Abraham und heute lägen 4000 Jahre, die Zeit Davids sei auch schon seit 3000 Jahren Geschichte. »Wir können diese Zeit wieder lebendig werden lassen, wenn wir uns mit ihr beschäftigen«, sagt der ehemalige Missionar.

Dass sich damals alles so abgespielt hat, wie es in der Heiligen Schrift geschrieben steht, wurde vor kurzem in den Medien in Frage gestellt. »Die Medien sind gleich zur Stelle, wenn nachgewiesen wird, dass etwas in der Bibel nicht stimmt« klagt van der Veen. Dagegen würde »viel zu selten« berichtet, wenn Hinweise gefunden würden, die beweisen, dass es gewisse Menschen oder Orte tatsächlich gegeben habe.

Noch vor 50 Jahren sei man in der Archäologie davon ausgegangen, dass die Bibel Recht habe und dass »Erzväter« wie Abraham oder Jakob historische Personen seien. Zudem wurde der Auszug aus Ägypten, ebenso wie die Eroberung Kanaans, als historisches Ereignis angesehen. »Dank vieler archäologischer Funde werden heute aber viele Berichte in das Reich der Sagen verbannt«, merkt der Wissenschaftler an, der dieses Phänomen am Beispiel des Buches »Keine Posaunen vor Jericho« kritisierte. Darin wird unter anderem behauptet, dass es die Stadt Jericho nicht gab, als dort laut Bibel durch den Schall der Posaunen die Stadtmauern fielen. Zu dieser Behauptung kommt der Autor Israel Finkelstein, da Forscher dort, wo sich 1200 vor Christus Jericho befunden haben soll, nur einen riesigen Schutthaufen fanden.

Van der Veen erkennt diese Ausgrabungs-Ergebnisse aber nicht als eindeutigen Beweis an: »Wir haben gemerkt, dass etwas mit der biblischen Chronologie nicht stimmen kann.« Seiner Meinung nach könnten die Posaunen einige Jahrhunderte früher schon geblasen worden sein. Gleich verhält es sich mit dem zweifelhaften Auszug aus Ägypten, der bereits 1450 vor Christus geschehen sein könnte und nicht erst 967 (hier ist 1200 gemeint, Timo Roller) vor Christus, wie von vielen angenommen. Peter van der Veen räumt ein, dass Bibelaussagen einfach auch »schlichtes Vertrauen« der Gläubigen voraussetzt.

Weitere Informationen über Probleme mit der Chronologie gibt es auf der Internetseite bible-earth.net.

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