Fahrradtour in den Wolken

Mit den Fahrrädern die Anden überqueren – diese Idee bewegte Thomas Weidle und Peter Schwaderer aus Sulz, nachdem sie eine Teilnahme am Baueinsatz in der nordchilenischen Stadt Vallenar in Erwägung zogen, wo Angelika und Thomas Röhm seit einem Jahr als Missionare und Entwicklungshelfer tätig sind. Nach einigen Planungen und Recherchen im Internet sowie der Organisation eines Begleitfahrzeugs von Chile aus, stand der abenteuerlichen Reise nichts mehr im Wege.


Mountainbiker Peter Schwaderer – für die Kinder im bolivianischen Dörfchen San Juan ein seltenes Erlebnis.

Am 25. März startete das Duo vom Flughafen Frankfurt aus mit den Fahrräder im Gepäck in die bolivianische Stadt La Paz. Diese liegt in einer Höhe von etwa 3600 Metern über dem Meeresspiegel und so waren die ersten Tage für die Gewöhnung an die extreme Höhenlage erforderlich.

Nach einem Ausflug mit dem Bus an den Titicaca-See kamen nach vier Tagen erstmals die Fahrräder zum Einsatz: Auf einer geführten Tour namens »Death Road« (Todes-Straße) ging es auf einer »Downhill«-Strecke 62 Kilometer weit bergab: Nach 3500 Metern Höhenunterschied waren die Biker im tropischen Regenwald angelangt, von wo es im Bus zurück nach La Paz ging.

Die eigentliche Tour von Bolivien nach Chile begann mit einer denkwürdigen Fahrt auf dem mit 12000 Quadratkilometern größten Salzsee der Welt – dem Salar de Uyuni. Die zahlreichen Bilder, die Weidle und Schwaderer hier gemacht haben, belegen eindrucksvoll das surreale Erlebnis: Der See mit einer Wasserschicht von einem bis zehn Zentimetern Tiefe lässt an eine Fahrt im Himmel glauben.


Eine Radtour in den Wolken – eine dünne Wasserschicht auf dem Salzsee sorgte für surreale Eindrücke.

Nach der Übernachtung auf einer Insel mitten im Salzmeer ging es tags darauf weiter und nachdem die beiden wieder festen Boden erreicht hatten, mussten im Dörfchen San Juan erst die Räder von einer beeindruckenden Salzkruste befreit werden. Hier war auch Treffpunkt mit Alejandro, einem Freund der Familie Röhm, der die beiden Radfahrer mit dem Fahrzeug nach Chile begleiten sollte.

Über langgezogene Sandpisten ging die Fahrt nun durch die Hochebenen der Anden. Schon sanfte Anstiege waren in dieser großen Höhe für die geübten Mountainbiker, die auch schon die Alpen überquert haben, anstrengend, beide waren sich schnell einig, auf die Besteigung eines Sechstausenders, den sie als Option im Programm hatten, zu verzichten.

Den höchsten Punkt ihrer Tour erreichten die beiden so am Geysirfeld Sol de Mañana auf 4950 Metern – höher als der Mont Blanc, erzählt Weidle begeistert.


Verschnaufpause in 4950 Meter über dem Meeresspiegel: Höher als der höchste Berg Europas! Thomas Weidle (links) und Peter Schwaderer.

Nach der chilenischen Grenze begann die Passstraße, die hinunter nach San Pedro de Atacama führte, dem Ziel der Radtour. Das Städtchen liegt auf 2400 Metern Höhe und so konnten Peter Schwaderer und Thomas Weidle nach einer erholsamen Abfahrt und den Tagen in dünner Höhenluft wieder tief durchatmen. Insgesamt hatten sie nun jeweils 400 Kilometer zurückgelegt.

Nach kurzem Aufenthalt ging es im Auto weiter über die Panamerica Richtung Süden. In Vallenar, wo Familie Röhm tätig ist und im April ein vierwöchiger Arbeitseinsatz des CVJM Sulz am Eck durchgeführt wurden, trafen die beiden Sulzer mit ihrem chilenischen Begleiter nach ihrer erlebnisreichen zweiwöchigen Reise ein. Doch Erholung war nicht angesagt: Zusammen mit sechs weiteren Helfern aus der Heimat, der Missionarsfamilie und einheimischen Bauarbeitern wurde ein Mitarbeiterhaus errichtet. Auf dem Freizeitgelände außerhalb Vallenars leben Röhms sowie eine chilenische Familie, um Jugendlichen Perspektiven zu bieten und vom christlichen Glauben zu erzählen. Das Leben vieler Jugendlicher in der Wüstenstadt ist geprägt von Armut, Hoffnungslosigkeit, Drogenabhängigkeit und zerrütteten Familienverhältnissen.

Nach drei Wochen intensiver Arbeit inklusive Richtfest ging es für den Bautrupp aus Deutschland auf Besichtigungstour in die Atacama-Wüste. Auch Thomas Weidle und Peter Schwaderer zogen es nun vor, ihre Räder bis zum Rückflug in Vallenar zu lassen.

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