Immer noch sind keine Signale der Black-Box zu empfangen … lesen Sie Tag 5 der Lagerstory!
Gut ausgerüstet auf Erkundung
Als ich Kapitän Robinson meine Schätze zeigte, war er hellauf von einem Gegenstand begeistert! Was faszinierte ihn nur so an einer alten vergilbten Bibel. Meine Eltern schickten mich in meiner Kindheit sonntags ausnahmslos in die Kinderkirche und daher kannte ich die eine oder andere Geschichte aus diesem alten Schinken. Besonders beeindruckend waren damals die Erzählungen von Mose für mich. Obwohl mir meine Mutter auch während meiner Jugend täglich in den Ohren lag … „Junge, hast du heute schon die Bibel gelesen? – Hmm, das solltest du aber unbedingt tun!“ … blieb das alte Buch geschlossen in meiner Nachttischschublade liegen. Hier auf dem fremden Stück Erde hatte ich wahrscheinlich mal Zeit in die Bibel zu schauen, doch am nächsten Tag mussten wir uns erst einmal um überlebensnotwendige Dinge kümmern.
In der Nacht machte ich kaum ein Auge zu. Vom Meer her peitschte ein Sturm und nur mit Mühe und Not konnte ich mich bis zum Morgengrauen im Geäst halten. Vielleicht hätte ich es doch wie Bogdan und Mr. Robinson machen sollen. Sie schliefen noch in der kleinen Grube, die sie hinter ein paar großen Steinen mit bloßen Händen in den Sand gegraben hatten. Da ich die Beiden nicht wecken wollte, ging ich alleine zum Strand. Die Sonne war gerade am aufsteigen und tauchte den Himmel nach und nach in eine wunderschöne Kulisse in Rot. Ich war gottfroh, dass ich nicht mehr alleine war. Endlich hatte die absolute Einsamkeit ein Ende. Kaum war dieser Gedankengang beendet, erschrak ich unheimlich … Wo war der übrige Flugzeugrumpf und die Wrackteile abgeblieben, sie waren einfach weg. Der Sturm hatte den Rumpf wohl endgültig zum Sinken gebracht. Nicht auszudenken, wenn mich dieses Wetter auf dem Wrack überrascht hätte! Ich rannte so schnell ich konnte zur Schlafgrube zurück und weckte Mr. Robinson aufgeregt: „Das Wrack ist weg! Es ist gesunken! Was sollen wir nur tun?“ Er beruhigte mich … „Sachte, sachte, Robin – Atme erst mal durch und dann eins nach dem anderen.“ … Diese bedächtige Art beeindruckte mich, wahrscheinlich hatten wir es allein dem kühlen Kopf Mr. Robinsons zu verdanken, dass die Notwasserung vor Tagen halbwegs funktioniert hatte.
Nun saßen wir zusammen und überlegten, wie es weiter gehen sollte. Das Wrack war verschwunden und so konnten wir das Bergen von weiteren nützlichen Dingen an Bord vergessen. Ich war dankbar für alles, was ich am gestrigen Tag mit meinem Floß an Land gebracht hatte, auch wenn die essbaren Vorräte recht überschaubar waren. Wir waren uns einig, wenn wir hier überleben wollen, müssten wir auch etwas dafür tun. Überleben hieß vor allem: Unser Leben vor unbekannten Gefahren schützen. Und die Lebensmittel und Gerätschaften in Sicherheit zu bringen. Bogdan sah ziemlich mitgenommen aus und wurde immer wieder von tiefen Schlafphasen übermannt. Während Mr. Robinson das üppige Grün nach weiteren Wrackteilen durchkämen wollte, sollte ich nach einem Geeigneten Platz für ein Lager suchen. Bogdan hatte die Aufgabe auf die bisherigen Schätze aufzupassen, sofern das sein Zustand zuließ. Also machte ich mich auf den Weg. Zu meinem Schutz trug ich eine Axt in der rechten und das größte Küchenmesser das ich finden konnte in meiner linken Hand. Trotzdem kann ich mich nicht erinnern je so vorsichtig und bedacht Schritt für Schritt getan zu haben. Ich war darauf gefasst, jeden Augenblick eine Giftschlange oder einem anderen gefährlichen Tier zu begegnen. Von meinen Ängsten vor wilden Eingeborenen ganz zu schweigen … Ich scheuchte an allen möglichen Stellen Vögel auf. Die farbenprächtigsten Exemplare, große und kleine, Sittiche und Papageien und solche, von denen ich nie zuvor gehört hatte, schwirrten hier in großer Zahl herum. Immer wieder blieb ich stehen und blickte ihnen nach. Manchmal schien es auch umgekehrt zu sein. Der eine oder andere Papagei verharrte ganz ohne Scheu in meiner Nähe und beobachtete mich. Offensichtlich hatten auch sie ein so seltsames Wesen wie mich noch nie gesehen.
Und dann mit einem Mal geriet ich auf eine Lichtung, an deren Ende sich eine schroffe Felswand erhob. An ihrem Fuße sah ich mehrere dunkle Stellen … es schien so, als ob das Gestein ausgehöhlt sei! Doch unweit vor mir bewegte sich etwas im Gras. Sehr langsam und fast auf Zehenspitzen schlich ich darauf zu. Ich hatte die Axt erhoben. Ich war auf alles gefasst. Abrupt schnappte eine Schlange nach mir. Ich reagierte nur durch einen Reflex der mir letztendlich das Leben rettete. Nun betrachtete ich das Ungeheuer in seiner vollen Länge. Neben dem abgeschlagenen Kopf lag ein circa 4 Meter langer Körper – „Puh, das war knapp!“ … Meine Vermutung war richtig gewesen: Der Fels war ausgehöhlt. Dort gab es keine Feinde. Es gab nur die freudige Entdeckung, dass es im Innern völlig trocken war. Und dass hier Schutzraum für Vorräte und uns Gestrandeten war.
Zurück am Strand erzählte ich Bogdan, der inzwischen einen besseren Eindruck machte von meiner Entdeckung. Wir mussten nicht lange warten, bis Mr. Robinson wieder auftauchte. Auch er hatte freudige Nachrichten. Er hatte allerlei Nützliches im Dschungel ausfindig gemacht. Vermutlich hatte der Sturm in der vergangenen Nacht so manches in das grüne Dickicht geschleudert. Der Sturm war wohl heftiger als angenommen, denn wir fanden auch Großteile wie beispielsweise Flugzeugsitze. Einziges Problem stellte wiederum eine Horde neugieriger Affen dar, welchen ich ja schon einmal begegnet war. Jedoch waren diese an Land weitaus aggressiver als vor Tagen im Wasser. Und so tobte mehrere Stunden ein regelrechter Kampf um die besten Wrackteile. Zum Glück trugen wir kaum Verletzungen davon.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass der Abend, so anstrengen dieser Tag auch war, angenehm ausklang. Wir setzten uns erledigt in die geborgenen Flugzeugsitze, blickten verträumt auf das stille Meer in dem die Sonne versank und tranken aus aufgeschlagenen Kokosnüssen die herrlich exotisch schmeckende Kokosnussmilch. Zum ersten Mal genoss ich dieses unbekannte Stück Erde mit meinen beiden Gefährten so richtig! Was für ein grandioser Abend … Gute Nacht!